Foto: Matthias Müller

Fremde Hände — Premiere!

Festival 10 Jahre transkulturelles Theater mit Teatro International e.V.

Fr, 21.06.2024
19:30 H
Theater
Labor
VVK 14,— / 10,—
AK 14,— / 10,—
Einlass: 18:30 H
bestuhlt

Unser Logo hat uns inspiriert. Hände können berühren, verletzen, tun und schaffen, bauen und zerstören, verbinden und trennen. Sie verbinden uns mit der Welt um uns herum, sie machen uns intelligent und kreativ. Gleichzeitig werden wir immer handvergessener, wischen nur noch mechanisch über Displays. Brauchen wir sie noch? Teatro International geht im Stück der Frage nach. Handversessen und unplugged zur Percussion von Daniel Kern und den Choreographien von Ines Meissner. (Text und Regie: Claudia Schoeppl)

Seit 10 Jahren bildet ein Kreis aus miteinander verbundenen Händen in verschiedenen Farben das Logo von Teatro International. Entstanden ist es aus dem Ritual, das am Ende einer jeden Probe steht.

Das Ritual ist ein Zeichen, dass wir uns in unserer Vielfalt für ein gemeinsames Projekt verbunden haben, zeigt unsere gegenseitige Wertschätzung für die Leistung von jeder/m Einzelnen, für das Spiel mit Herz und Hand, und dass wir auch außerhalb der Proben miteinander verbunden sind.
Hände sind ein elementarer Teil der Theaterarbeit und unseres Lebens. Mit Händen begreifen wir die Welt, nehmen wir Verbindung zu ihr und anderen Menschen auf. Hände können berühren, aber auch verletzen. Mit den Händen arbeiten wir und schaffen Kunstwerke und Musik. Sie sind Ausdrucksmittel im Theater und Tanz und wichtiges Kommunikationsmittel. 

Die Sprache unserer Hände ist universell mit kulturell spezifischen Varianten. Sie sind Werkzeuge und Impulse unseres Handelns und unserer Handlungen.
Hände sind der Teil des Körpers, der neben dem Gesicht in den allermeisten Kulturen sichtbar ist. Hände sind authentisch, sie spiegeln das reale Alter der Person wieder. Sie sind ein Symbol des Menschseins, der Zivilisation und Kultur.

Hände schaffen Nähe und Distanz. Während der Pandemie haben wir auf Berührungen und Handkontakte verzichtet, um uns vor Krankheiten zu schützen. Hände waren plötzlich gefährlich, zwischenmenschlicher Kontakt nur noch visuell möglich. Wie gehen wir mit fremden Händen um? Mit zu viel und zu wenig Berührung? Wenn fremde Hände plötzlich dein Leben bestimmen.

Ein weiterer Aspekt soll sich auf die heutige Technisierung richten. Im heutigen digitalen Zeitalter brauchen wir nur noch einzelne Finger für unsere Smartphones oder lediglich unsere Stimmen zur Sprachsteuerung, Roboter übernehmen die Arbeit von Armen und Händen. Der Fokus wandert von den Händen zum Kopf, zu den Augen. Was passiert dabei mit unserer Wahrnehmung und unseren sozialen Beziehungen?

Im Entwicklungs- und Rechercheprozess zum Aufführungsprojekt haben die Spieler*innen in Übungen der Selbst- und Fremdwahrnehmung die Bedeutung der Hände für uns und die Gesellschaft erforscht und daraus theatrale und tänzerische „Hand-Bilder" entwickelt, Hand-Geschichten erzählt und aufgeschrieben.

Für das Projekt hat der junge Ulmer Musiker Daniel Kern (Studium Mozarteum Salzburg) eigens handspezifische Percussion-Musik komponiert. Bei der Entwicklung der Hand-Bewegungschoreographien war dieses Mal die Tänzerin Ines Meissner (Strado Tanz Company) beteiligt.

Die entstandene Szenen-Collage ist bewusst „unplugged" gestaltet, um die Ursprünglichkeit des Mediums Hand zu betonen und zu reflektieren. Als einziges technisches Medium werden Mikrophone verwendet, um das Sprechen vom körperlichen Geschehen abzugrenzen.

Der Plot der Aufführung spielt eine fiktive dystopische Situation durch. Menschen wurden über ihr Handy eingeladen in einen geschlossenen Experimentier-Raum der Firma Prometha. Sie macht den Menschen das Angebot, ihre nutzlos gewordenen Hände abzugeben gegen unbegrenzte Energie. Da dies eine schwerwiegende Entscheidung darstellt, bietet sie den Anwesenden die Möglichkeit, gemeinsam noch einmal die Bedeutung der Hände zu reflektieren und zu erfahren.
Das diesjährige Projekt findet zum 10jährigen Bühnenjubiläum von Teatro International statt. Mit einem Augenzwinkern haben wir für Besucher*innen, die unsere früheren Inszenierungen gesehen oder mitgespielt haben, selbstironisch auch ein paar Bilder, Elemente, Formen aus unseren früheren Stücken eingebaut.

Das Jubiläum wird begleitet von einem Fachtag „Transkulturelles Theater" am 21.6. in Zusammenarbeit mit der vh ulm und dem LABW/BDAT, einem Abend „Teatro International & friends" in der Cafébar des ROXY, drei für die Öffentlichkeit und Kulturakteure offenen Workshops zum Thema „transkulturelle Theatersprachen" und einem „Cross-Culture-Lunch", ebenfalls im ROXY Ulm.
Das Programm für das Jubel-Wochenende:

Freitag, 21.06., 10:00 -16:00 H, vh ulm
Fachtag „Let´s talk transcultural" - Transkulturelles Theater, vh ulm,
Referent: Prof. Günther Heeg, Uni Leipzig; Stefan Schnell (BDAT), Schauspieler Ramo Ali u.a.
In Zusammenarbeit mit dem Landesamateurtheaterverband Baden-Württemberg
Anmeldung: über LABW

Freitag, 21.06. 19:00 H, Labor
Gratulation Teatro International!
Begrüßung und Grußwort Kulturbürgermeisterin Iris Mann, Freitag, 21.06. 19:00 H

Freitag, 21.06., 19:30 H, Labor
Premiere „Fremde Hände"
Mit Premierenfeier

Samstag, 22.06., 10:00 – 13:00 H
Let´s play transcultural
Workshop 1: 10:00 - 13:00 H, Theater Claudia Schoeppl
Workshop 2: 14:00 – 17:00 H, Tanz Raphaelle Polidor
Anmeldung über LABW

19:30 H, Labor
2. Aufführung „Fremde Hände"

Let´s party mit Teatro International & friends und DJ Benny
21:00 H, Cafébar
kostenlos

Sonntag, 23.06.,
10:00 – 13:00 H, Workshop 3 – Erzählen Maria Winter
Anmeldung über LABW

14:00 H: Cross-over-lunch
Bring was mit, teile und probier!
ROXY Biergarten

19:30 H, Labor
3. Aufführung „Fremde Hände"

Ab 21.06.: Ausstellung Theater-Fotos
Matthias Müller in Galerie

Die Gruppe:
Teatro International e.V. entstand 2013 als Theater- und Kommunikationstreff für internationale Zuwander*innen an der Ulmer Volkshochschule mit städtischer Förderung. Seitdem bereichert die transkulturelle Theatergruppe unter der Leitung von Claudia Schoeppl mit Mitgliedern zwischen 18 und 55 mit ihren pluriperspektivischen und innovativen Theaterformaten an unterschiedlichsten Aufführungsorten das Ulmer Kulturleben. Die Hauptrolle in den Produktionen der Gruppe spielt der MENSCH, hier vor Ort und im globalen Migrationsprozess. Teatro International versinnbildlicht in seinem kulturellen Schaffensprozess das bereichernde kulturelle Zusammenarbeiten und -Leben in einer offenen transkulturellen Gesellschaft. Die Akteure tragen diesen Diversitätsgedanken durch ihre Vernetzung in die Kulturszene Ulms und der Region.
Für ihre erfolgreiche Arbeit wurde Teatro International 2021 und 2023 zweimal in Folge mit dem Landesamateur-theaterpreis LAMATHEA in der Kategorie „Theater mit soziokulturellem Hintergrund" ausgezeichnet.

 

Veranstalter: Teatro International
 
Gefördert von: